Wandheizung: Heizen und Kühlen möglich?

Immer mehr Menschen suchen nach umweltfreundlichen, effizienten und modernen Alternativen zum klassischen Heizkörper. Vielversprechend scheint die Wandheizung, die sich seit Jahren auf dem Vormarsch befindet. Wie eine Wandheizung funktioniert, wie sie installiert wird und welche Vor-, aber auch welche Nachteile sie mit sich bringt, erfahren Sie in folgendem Artikel.

Was ist eine Wandheizung und wie funktioniert sie?

Bei der Wandheizung handelt es sich um eine Art Flächenheizung, die in der Wandfläche des Raumes installiert wird. Das Prinzip stammt ursprünglich aus Rom. Bereits vor mehr als Tausenden von Jahren machten sich die Bauherren römischer Villen in der Wand installierte Luftkanäle zunutze, um Luft und Abgase zur Erwärmung der Wände einzusetzen.

Heute kann zwischen wasserführenden und elektrischen Systemen unterschieden werden, wobei erstere häufiger Verwendung finden. Sie bestehen aus langen Rohrschlangen, durch die Heizungswasser fließt. Die Rohre geben ihre Heizenergie direkt an die Wände ab. Elektronisch betriebene Wandheizungen basieren hingegen auf großflächigen Heizmatten, durch die Strom fließt.

Infrarot HeizungUm eine Sonderform der Wandheizung handelt es sich bei der Infrarot-Wandheizung, allerdings wird diese nicht in, sondern an der Wand installiert. Die Paneele, die beliebig gestaltet werden können, lassen sich sowohl an den Wänden, als auch an der Decke installieren. Aufgrund ihres dekorativen Charakters hat auch die Infrarotheizung im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen. Da es sich bei ihr um eine Einzelheizung handelt, die in der Regel nicht über die Zentralheizung gesteuert werden kann, kann sie nur in einzelnen Räumen verwendet werden. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Heizungsarten besteht darin, dass sie ihre Wärme an die sich im Raum befindlichen Objekte abgibt, nicht aber die Raumluft erwärmt.

Neben den erwähnten Systemen gibt es zudem das Hohlraumsystem, das stark dem römisch antiken Vorbild ähnelt. Das Hohlraumsystem (Hypokaustenheizung) zeichnet sich dadurch aus, dass warme Luft durch Hohlräume in der Wand geleitet wird. Die Luft wird mithilfe eines Brennofens erwärmt. Anschließend wird sie in einen Heizraum unterhalb des zu beheizenden Raumes geleitet, von wo aus sie in die jeweiligen Wandkanäle strömt. Eine Art Hohlraumsystem stellen auch Abzugschächte für Kachelöfen dar, insofern sie so hinter der Wand verlegt werden, dass sie diese erwärmen.

Wie werden Wandheizungen installiert?

Je nach Typ lassen sich Wandheizungen auf unterschiedliche Art und Weise sowohl in die Innenseite einer Außenwand, als auch in eine Innenwand integrieren. Soll die Wandheizung an der Innenseite einer Außenwand integriert werden, muss diese ausreichend gedämmt sein. Wird diese Notwendigkeit vernachlässigt, kann die Heizung nicht ihre komplette Heizkraft entfalten.

Grund dafür sind die sich auskühlenden Außenwände, über die ein Großteil der Wärmeenergie verloren geht. Grundsätzlich wird empfohlen, Wandheizungen ausschließlich in Innenwänden zu installieren.

Doch Achtung: Auch Innenwände sollten nach Möglichkeit über eine ausreichende Dämmung verfügen. Dies gilt insbesondere für Trockenbau- und Schnellbauwände!

Bezüglich der Installation kann, ebenso wie bei Fußbodenheizungen, zwischen zwei verschiedenen Systemen unterschieden werden: Dem Trockensystem und dem Nasssystem.

Wandheizungen als Trockensystem

Für den Trockenbau gibt es verschiedene Systeme, die zum Teil schon als vorgefertigte Lehmbau- oder Trockenbauplatten erhältlich sind. Wärmeleitpaneele, zumeist aus Aluminium, werden fest mit Gipsfaserplatten verbunden oder die Rohre werden direkt in die Gipsfaserplatten eingelegt. Im Trockenbausystem bringt die Wandheizung den Vorteil mit sich, dass sie nachträglich angebracht werden kann und lästige Trocknungszeiten entfallen. Dies macht das Trockensystem insbesondere für die Altbausanierung interessant.

Wandheizungen als Nasssystem

Im Prinzip handelt es sich bei Nasssystemen um an die Wand geklappte Fußbodenheizungen, die meist im Massivbau Verwendung finden. Beim Nasssystem wird die Wandheizung in Schienen am Mauerwerk befestigt und anschließend verputzt, wobei Putze mit mineralischen Fasern, Metall oder Kunststofffasern zum Einsatz kommt. Herkömmliche Leicht- und Wärmeputze eignen sich hingegen nicht für die Installation einer Wandheizung. Die Rohre bestehen in der Regel aus Kupfer, Kunststoff oder Metall.

Vor- und Nachteile einer Wandheizung

Wandheizungen bringen einige Vorteile mit sich, die sowohl ihre Effizienz, als auch ihre Umweltfreundlichkeit betreffen. Darüberhinaus zeichnen sie sich durch ihre Multifunktionalität und ihre angenehme, sonnenähnliche Strahlungswärme aus.

Komfort und Wohlbefinden

Dem Haus- oder Wohnungseigentümer schenken sie mit ihrer angenehmen Strahlungswärme reichlich Wohlbefinden und Komfort. Anders als herkömmliche Heizkörper wirbeln Wandheizungen keinen Staub auf, was sie besonders attraktiv für Allergiker macht. Ein weiterer Vorteil: Da die Wandheizflächen stets warm sind, bleiben die Wände trocken, was Schimmel vorbeugt. Dem giftigen Schimmel fehlt die Lebensgrundlage, da auf der Fläche kein Wasser kondensieren kann. Folglich profitieren Besitzer von Wandheizungen vor allem von gesunder Luft und einem stets angenehmen Klima.

Niedriger Brennstoffverbrauch und hohe Umweltfreundlichkeit

Der Umwelt kommen wiederum die niedrigen Vorlauftemperaturen von circa 30 Grad zugute. Grund dafür ist die große Heizfläche, weshalb Wandheizungen gern mit Umwelt- und Brennwertheizungen kombiniert werden. Spezielle Anlagen, beispielsweise eine Solaranlage, eine Wärmepumpe oder eine Gasbrennwerttherme, können effizienter arbeiten, so dass Brennstoffverbrauch und Heizkosten niedrig gehalten werden können. Infolgedessen eignen sich Wandheizungen hervorragend für moderne Niedrigenergiehäuser.

Nutzung als Kühlsystem

Wird kaltes statt warmes Wasser durch die Rohre geleitet, kühlen die Wände sanft ab. Ebenso wie als Heiz- kann eine Wandheizung somit auch als Kühlsystem genutzt werden. Dies gelingt mithilfe einer Sole-Wasser-Wärmepumpe, die die überschüssige Wärme im Sommer in den kühleren Boden umleitet. Mittels spezieller Sensoren wird der Zustand der Luft und die Temperatur an den Wänden überwacht. Bevor Feuchtigkeit kondensieren kann, schaltet das System kurzzeitig ab, so dass das Mauerwerk geschützt wird.

Geringe Betriebskosten

Im Vergleich zu herkömmlichen Heizkörpern fallen die laufenden Betriebskosten einer Wandheizung oft wesentlich geringer aus. Besonders punkten hier wasserführende Systeme, denn die benötigte Energie lässt sich hierbei ganz einfach durch Gas, Holz oder Umweltenergie bereitstellen. Pro Kilowattstunde kosten die erwähnten Energieträger für gewöhnlich nicht mehr als sieben Cent. Elektrische Systeme lohnen sich hingegen vor allem, wenn keine zentrale Heizanlage vorhanden ist, wenn die Wandheizung nur als Zusatzheizung genutzt werden soll und wenn das Haus in der Heizperiode ohnehin nur selten geheizt wird.

Nachteile einer Wandheizung

Wie jedes System bringt auch die Wandheizung ein paar Nachteile gegenüber anderen Heizmöglichkeiten mit sich. Zum einen müssen die beheizten Wände stets frei bleiben und dürfen nicht mit Möbeln zugestellt werden. Zum anderen ist auch das Aufhängen von Regalen und Bildern tabu, da die Wärme sonst nicht in den Raum, sondern in die jeweiligen Gegenstände fließt.

Zudem können Nägel und Schrauben die Kapillarrohrmatten beschädigen, wobei die Schäden nachträglich nur sehr schwer zu beheben sind. Zwar können die Probleme umgangen werden, wenn eine Deckenheizung eingebaut wird, allerdings sollte hier ausreichend Raumhöhe vorhanden sein.

Wie viel kostet eine Wandheizung?

Wie bereits erwähnt zeichnet sich die Wandheizung durch ihre vergleichsweise niedrigen Betriebskosten aus. Bezogen auf wasserführende Systeme liegen diese im Durchschnitt zwischen sechs und sieben Cent pro Kilowattstunde. Etwas anders schaut es bei elektrisch betriebenen Wandheizungen aus.

Die laufenden Kosten können hier das drei- bis vierfache betragen. 2018 lag der Strompreis bei 28 Cent pro Kilowattstunde, weshalb sich elektronisch betriebene Systeme eher als Zusatzheizung eignen. Abseits davon muss zwischen Anschaffungs- und Montagekosten unterschieden werden, die von Modell zu Modell unterschiedlich ausfallen können.

Anschaffungskosten

Wie viel eine Wandheizung in der Anschaffung und Montage kostet, hängt in erster Linie vom zu installierenden System ab. Elektrische Heizmatten, die direkt unter dem Putz sitzen und sich bei Spannung erwärmen, kosten pro Quadratmeter etwa 100 bis 150 Euro.

Elektrische Heizpaneele, also Infrarotheizungen, gibt es ab 100 Euro pro Platte. Je nach Design, Größe und Ausführung kann sich der Preis bei solch einer Heizung jedoch auch auf bis zu 500 Euro belaufen.

Mit bis zu 200 Euro pro Quadratmeter muss hingegen bei wasserführenden Nasssystemen gerechnet werden. Günstigere Systeme dieser Art gibt es jedoch bereits ab 75 Euro pro Quadratmeter.

Das mit Abstand teuerste System stellt das wasserführende Trockenbausystem dar. Da die Montage schnell und einfach gelingt, fallen die Kosten für die Installation für gewöhnlich jedoch relativ gering aus. Für die Heizung an sich muss allerdings mit einem Preis von 150 bis 250 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden.

Montagekosten

Die Kosten für die Montage sind von der örtlichen Situation abhängig, weshalb sich die Kosten für eine komplette, fertig installierte Wandheizung nicht pauschal angeben lassen. Wer sich für eine Wandheizung interessiert, sollte sich gegebenenfalls mehrere Angebote erstellen lassen. Heizsysteme und Kosten können so konkret mit einander verglichen, Vor- und Nachteile bereits im Voraus individuell abgewogen werden. Wichtig ist es, dabei nicht nur auf den Preis der jeweiligen Wandheizung, sondern auch auf die im Gesamtpreis enthaltenen Leistungen und die angebotenen Fabrikate zu schauen. Wer eine Wandheizung in Betracht zieht, sollte in jedem Fall auf hochwertige Systeme setzen, die auf verlässlichen, langlebigen Komponenten basieren.

Fragen und Antworten

  • Wandheizung mit Heizkörpern kombinieren – Geht das?

Falls nicht im gesamten Haus Wandheizungen installiert werden können, ist eine Kombination aus konventionellen Heizkörpern und Wandheizung durchaus sinnvoll. Allerdings ist zu beachten, dass beide Heizsysteme verschiedene Vorlauftemperaturen benötigen. Dies erfordert eine zusätzliche Mischreglung an der Heizung beziehungsweise zwei verschiedene Systemtemperaturen.

  • Gesund wohnen mit Wandheizung – Ist das möglich?

Wandheizungen eignen sich hervorragend für gesundes Wohnen – Ein Thema, das längst nicht mehr nur bei Allergikern heiß diskutiert wird. Ziel des gesunden Wohnens ist es, Feinstaub, Schimmel, Schadstoffbelastung und Elektrosmog weitestgehend zu meiden. Bestens unterstützt werden die positiven Eigenschaften der Wandheizung durch Lehmputz, denn Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit und speichert Wärme. Da die Wandheizung zudem keinerlei Staubaufwirblung verursacht, ist sie besonders für Bauherren interessant, die großen Wert auf ein schadstoffarmes, allergikerfreundliches Raumklima legen.

  • Inwiefern unterscheidet sich eine Wandheizung von einer Fußbodenheizung?

Rein technisch gesehen handelt es sich sowohl bei der Wand-, als auch bei der Fußbodenheizung, um eine Niedertemperaturheizung. Hinsichtlich ihrer Funktion unterscheiden sich beide Heizsysteme erheblich. Eine Bodenheizung geht mit höheren Betriebskosten einher, da sie wesentlich mehr Luftbewegung erzeugt, wodurch höhere Raumtemperaturen benötigt werden. Anders als die Wandheizung bringt die Bodenheizung zudem Nachteile wie eine lange Reaktionszeit, Stauwärme, statische Aufladung und sehr hohe, ungesunde Raumlufttemperaturen mit sich.

  • Wie viel Wandfläche wird benötigt, um eine Wandheizung zu installieren?

Wie viel Wandheizungsfläche benötigt wird, hängt in erster Linie von der Auslegungs-Vorlauftemperatur sowie von der Dämmung des Gebäudes ab. Für gewöhnlich werden etwa 20 bis 30 Prozent der Wohnfläche benötigt, bei hochgedämmten Neubauten etwas weniger.

  • Darf über einer Wandheizung tapeziert werden?

Generell spricht nichts gegen das Tapezieren über einer Wandheizung, allerdings ergibt es aus rein bauphysikalischer nur wenig Sinn. Es schränkt die positiven Eigenschaften von Lehm und Kalkputz ein und macht ihn im eigentlichen Sinne überflüssig.

  • Darf über einer Wandheizung gefliest werden?

Eine Verfliesung der Wandheizung, beispielsweise in der Küche oder im Bad, ist möglich und insbesondere im Spritzwasserbereich durchaus sinnvoll. Vor dem Verfliesen sollte die Heizung mit Kalk oder einer Kalk-Zement-Mischung verputzt und anschließend abgedichtet werden. Im Anschluss kann ganz normal verfliest werden.

  • Müssen Wandheizungen entlüftet werden?

Auch eine Wandheizung muss entlüftet werden, allerdings gestaltet sich das Entlüften etwas anders als bei einem herkömmlichen Heizkörper. Die einzelnen Heizkreise werden bei einer Wandheizung an einen Heizkreisverteiler angebunden. Dort lassen sich auch die Heizkreise separat absperren. So kann Heizkreis für Heizkreis gespült und belüftet werden. Weitere Entlüftungsmöglichkeiten sind nicht vonnöten.

  • Wie wird die Temperatur einer Wandheizung geregelt?

Eine Wandheizung kann komfortabel über über Raumthermostate geregelt werden, die die Stellmotoren am Heizkreisverteiler ansteuern. Die jeweiligen Ventile können so geöffnet und geschlossen werden, was die Temperaturregelung zum Kinderspiel macht.

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