Wasserverbrauch pro Person: Ist meiner zu hoch?

Wasserhahn aufdrehen, Toilettenspülung drücken, Waschmaschine anstellen – tagtägliche Dinge, die die meisten Deutschen unbedarft tun – und bei denen viel Wasser verbraucht wird. Wie viel Liter pro Person und Tag üblich sind, wofür wie viel Wasser im Haushalt verbraucht wird und wo es Sparpotenzial gibt – alles hier zum Nachlesen.

Wie viel Wasser wird pro Person in einem Haushalt verbraucht?

127 Liter Trinkwasser verbraucht jede Person in Deutschland pro Tag im Schnitt (Angabe für 2018, Statista).

Das entspricht einem Jahresverbrauch von rund 46 Kubikmetern pro Jahr und Person. Im Jahr 1990 lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch höher: bei 147 Litern pro Tag. Zwischen 1990 und 2014 gab es einen Abwärtstrend – bis der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf nur 121 Liter betrug. Seit 2014 steigt der Wasserverbrauch wieder.

Exkurs: Was ist Trinkwasser und was ist Nutzwasser?

Fachleute unterteilen Wasser in Trinkwasser und Nutzwasser (auch Betriebs- oder Brauchwasser genannt). Als Trinkwasser bezeichnet wird Süßwasser mit einem hohen Reinheitsgrad. Trinkwasser ist für den menschlichen Genuss geeignet und wird insbesondere zum Trinken und zur Zubereitung von Speisen verwendet.

Der Begriff Leitungswasser wird im deutschsprachigen Raum quasi synonym zum Begriff Trinkwasser benutzt. Das liegt daran, dass es im mitteleuropäischen Raum in den meisten Haushalten nur eine einheitliche Wasserleitung gibt, aus der Wasser in Trinkwasserqualität kommt. Folglich wird dieses Wasser auch für die Waschmaschine oder Toilettenspülung benutzt.

Als Nutzwasser gilt Wasser, das zwar einer Mindesthygiene entspricht, aber nicht mehr für den menschlichen Genuss geeignet ist. Eine getrennte Nutzwasser- und Trinkwasserversorgung ist in Haushalten unüblich, sie kommt allerdings in der Industrie häufig zum Einsatz.

Wasserfresser: Was hat den höchsten Wasserverbrauch im Haushalt?

Quelle: TeroVesalainen / bigstock.com

Von den 127 Litern Trinkwasser pro Tag werden verblüffend wenig zum Trinken und für die Zubereitung von Speisen gebraucht. Über zwei Drittel werden für die Körperpflege und die Toilettenspülung verwendet. Hier ein detaillierter Überblick mit Literangaben und Prozent (gerundet).

  • Trinken und Kochen: 3,8 l (3 %)
  • Körperpflege: 7,6 l (6 %)
  • Baden und Duschen: 38 l (30 %)
  • Toilettenspülung: 40,6 l (32 %)
  • Putzen und Reinigen: 3,8 l (3 %)
  • Wäsche waschen: 17,8 l (14 %)
  • Gartenbewässerung: 5 l (4 %)
  • Auto waschen: 2,5 l (2 %)
  • Kleingewerbe: 7,6 l (6 %)

Gesamt: 127 l (100 %), ohne Kleingewerbeanteil sind es rund 120 l. Der tatsächliche Wasserverbrauch im Haushalt wird vom Wasserversorger mindestens ein Mal pro Jahr ausgelesen.

Wovon hängt der Wasserverbrauch in einem Haushalt ab?

Die oben angegebenen Werte sind reine Durchschnittswerte. Der tatsächliche Verbrauch pro Person und Haushalt hängt vom individuellen Verhalten ab.
Hier ein paar Beispiele:
Wer in einer Stadtwohnung ohne Garten wohnt und kein Auto besitzt, wird dafür auch keinen Wasserverbrauch haben. Zudem spielen viele Verhaltensweisen eine Rolle. Etwa, ob jemand duscht oder badet. Beim Duschen ist die Dauer ein Faktor. Auch das Abwaschverhalten hat Einfluss auf den Wasserverbrauch (Spülen bei fließendem Wasser vs. im gefüllten Waschbecken vs. in der Spülmaschine). Personen, die viel zuhause sind, etwa weil sie im Home Office arbeiten, haben tendenziell einen höheren Verbrauch, als Personen, die nur wenig Zeit daheim verbringen. Und natürlich hat die Menge der Personen im Haushalt einen direkten Einfluss auf den Wasserverbrauch.

Wie hoch ist der Wasserverbrauch für eine 4-köpfige Familie?

Für die Rechnung wird der durchschnittliche Wasserverbrauch von 127 Litern pro Person und Tag zugrunde gelegt.

Bei einer 4-köpfigen Familie ergeben sich folgende Werte:
4 Personen x 127 Liter Wasser x 365 Tage = 185.420 Liter pro Jahr

Virtuelles Wasser: Wasserverbrauch für Lebensmittelgewinnung, Waren und Dienstleistungen

Neben Trinkwasser verbraucht jeder Mensch zusätzlich indirekt Wasser, sogenanntes virtuelles Wasser. Virtuelles Wasser ist Wasser, das bei der Lebensmittelgewinnung und Erzeugung von Dienstleistungen und Waren verbraucht oder verschmutzt wird. Im Mittel handelt es sich täglich um 4.000 Liter virtuelles Wasser. Vor allem Fleisch und tierische Produkte sind in der Herstellung sehr wasserintensiv. Ein paar Beispiele für dieses unsichtbare Wasser:

  • Rindfleisch: 16.726 l/kg
  • Schweinefleisch: 5.469 l/kg
  • Käse: 5.288 l/kg
  • Hühnerfleisch: 3.809 l/kg
  • Eier: 3.519 l/kg
  • Reis: 2.552 l/kg
  • Sojabohnen: 2.517 l/kg
  • Weizen: 1.437 l/kg
  • Mais: 1.020 l/kg
  • Milch: 738 l/kg
  • Kartoffeln: 133 l/kg

Auch für fertige Produkte lässt sich virtuelles Wasser beziffern. So werden für die Produktion von einem T-Shirt mindestens 2.000 Liter Wasser beansprucht. Bei einem Paar Lederschuhe sind es 8.000 Liter. Für einen Hamburger gehen etwa 2.400 Liter Wasser drauf. Die Produktion einer Tasse Kaffee verschlingt 140 Liter und in einem Mikrochip stecken 32 Liter virtuelles Wasser.

Wasser sparen – aber wie?

Mit unseren TOP 10 Wasserspartipps lässt sich der Wasserverbrauch um rund 25 Prozent senken – das macht sich auf der Wasserrechnung bemerkbar. Neben Verhaltensänderungen kann auch ein bisschen Technik helfen.

  1. Sparperlator (Durchflussbegrenzer) für jeden Wasserhahn nutzen
  2. Werden neue Armaturen verbaut, auf Einhebelmischer setzen
  3. Sparduschkopf einbauen. Kann den Wasserverbrauch beim Duschen um 30 bis 50 Prozent reduzieren
  4. Bei der Toilettenspülung die Stoppvorrichtung benutzen (bei modernen 2-Mengen-Spülkästen)
  5. Tropfende Wasserhähne und Rohre schnell reparieren, denn mit der Zeit geht durch Leckage viel Wasser verloren
  6. Bei Neubau oder Modernisierung (insbesondere größerer Wohngebäude und bei Wohnanlagen) ein getrenntes Leitungssystem in Erwägung ziehen, um Trinkwasser und Nutzwasser getrennt nutzen zu können. Nutzwasser ist etwa für die Waschmaschine und Toilettenspülung geeignet
  7. Mehr Duschen als Baden (Baden verbraucht bis zu 200 Liter, Duschen je nach Dauer ab 30 Liter; die normale Durchflussrate kann bis zu 25 Liter pro Minute betragen, mit einem Sparduschkopf lässt sich der Wasserverbrauch auf sechs bis neun Liter pro Minute senken)
  8. Möglichst kurz duschen und während des Einseifens das Wasser abstellen.
  9. Beim Zähneputzen und Rasieren den Wasserhahn nicht laufen lassen (Zahnputzbecher beziehungsweise halb gefülltes Waschbecken sparen Wasser)
  10. Regenwasser nutzen
Quelle: aaron007 / bigstock.com

Der Abwasch bei fließendem Wasser verbraucht bis zu 150 Liter. Eine Geschirrspülmaschine kommt mit 12 bis 14 Litern aus. Wer keinen Geschirrspüler hat, lässt das Waschbecken oder eine Schüssel volllaufen und wäscht das Geschirr darin. Zur Bewässerung von Zimmerpflanzen, für die Gartenbewässerung, die Toilettenspülung zum Reinigen und sogar fürs Wäschewaschen ist Regenwasser geeignet.

Andreas Treufelsberger
Andreas Treufelsberger ist 41 Jahre jung ;-) und überzeugter Handwerker. Vor 17 Jahren hat er seinen Traum erfüllt und einen Meisterbrief zum Heizungsbauer und Energieberater erhalten. Seitdem ist er bemüht sein Wissen im Job als auch im Internet weiterzugeben. Heizsysteme sowie auch moderner Umweltschutz beim Hausbau faszinieren ihn schon immer. In seiner Freizeit befasst er sich mit Sport, gesundem Lebensstil und schreibt Artikel auf Onlineportalen wie heizungshelden.com und der taz.