Der Nachtspeicherofen: Zu Recht verpönt?

Vor einigen Jahren noch galten Nachtspeicheröfen als adäquate Methode, den günstigen Nachtstrom zu Heizzwecken zu nutzen. In Zeiten der erneuerbaren Energien ist der sinnvolle Einsatz heute kaum noch möglich. Wann ein Nachtspeicherofen ersetzt werden sollte, wie die Kosten möglichst gering gehalten werden.

Was ist ein Nachtspeicherofen?

Ein Nachtspeicherofen funktioniert denkbar einfach: In der Nacht wird der in früheren Zeiten ungenutzte Strom, der durch die notwendige Grundlast der Kraftwerke erzeugt wurde, verwendet, um einen Stein auf zu heizen. Dieser Stein konnte die gespeicherte Wärme tagsüber abgeben, um die Wohnung zu heizen.

Anders als bei einer Nachtspeicherheizung handelt es sich bei einem Nachtspeicherofen um eine dezentrale Anlage in jeder Wohnung. Bei der Nachtspeicherheizung wurde häufig ein Wasserkreislauf erhitzt, wie dies bei einer konventionellen Öl- oder Gasheizung ebenso der Fall ist. In beiden Fällen wird Elektrizität verwendet, um ein Medium aufzuheizen, welches die Wärme über einen langen Zeitraum wieder abgeben soll.

Worin liegen nun die Vorteile der Nachtspeicheröfen?

  • Grundsätzlich ist der Aufbau einfach, wodurch die Anschaffungskosten gering ausfallen.
  • Bietet der eigene Stromversorger einen günstigen Nachttarif an, kann hier weiterhin preiswerter Strom genutzt werden.
  • Ein Öltank ist ebenso wenig notwendig wie der Anschluss ans Gasnetz, sodass die Anforderungen an den Betrieb vergleichsweise gering ausfallen.
  • Überschüssiger Strom kann gespeichert werden

Mit welchen Nachteilen ist bei Nachtspeicheröfen zu rechnen?

  • Die Betriebskosten fallen deutlich höher aus, als bei den meisten anderen Heizsystemen.
  • Die geringe Effizienz sorgt für einen übermäßigen Stromverbrauch und schadet der Umwelt.
  • Einige Systeme sind asbestbelastet

Insbesondere der Aspekt des hohen Energieverbrauchs sollte keinesfalls außen vor gelassen werden. Zur Erwärmung einer 80 m² Wohnung müssen pro Jahr etwa 12.000 kWh einkalkuliert werden, was den Stromverbrauch gegenüber einem durchschnittlichen Haushalt mit einem konventionellen Heizsystem etwa vervierfacht. Aufgrund dieser Ineffizienz wurden Nachtspeicheröfen bereits vor einigen Jahren verboten – doch dieses Verbot wurde im Jahre 2013 wieder aufgehoben.

Grund: Auch wenn der Strom ineffizient genutzt wird, ist diese Verwendung immer noch besser als ein gänzliches Verpuffen der erzeugten Energie. In Zeiten der erneuerbaren Energien ist eine Steuerung der Energieerzeugung schwieriger geworden – der Wind weht auch nachts. So kann es sinnvoll sein, die Nachtspeicheröfen durch eine intelligente Regelung mit zu nutzen.

Nachtspeicherofen möglichst effizient nutzen

Damit der grundsätzliche Nachteil hinsichtlich der Effizienz nicht zu hoch ausfällt, sollte bei der Bedienung einiges beachtet werden. Die Temperatursteuerung der unterschiedlichen Räume sollten Besitzer eines Nachtspeicherofens möglichst gut aufeinander abstimmen.

Damit der Nachtspeicherofen die Wärme optimal im Raum verteilen kann, sollte auch der Ventilator verwendet werden. Häufig ist bei der Nutzung zu beobachten, dass der Ventilator ausgeschaltet bleibt. Der Grund: Wird das Lüftungsgitter nicht häufig genug gereinigt, verstaubt es – und verunreinigt die durch den Ventilator heraus beförderte Luft.

Die möglichst effektive Nutzung der erwärmten Luft ist allerdings nur möglich, wenn der Ventilator aktiviert wird. Ohne den Ventilator werden die Nachtspeicheröfen häufig überladen, was den Stromverbrauch unverhältnismäßig erhöht.

Auch auf die richtige Ladung sollten Besitzer Wert legen: Wird der Nachtspeicherofen zu stark geladen, ist ein in den Morgenstunden überhitzte Raum die Folge – hier wurde Energie verschwendet.

Wer einen Nachtspeicherofen nutzt, sollte die Lademenge durchaus nach dem Wetterbericht für den kommenden Tag ausrichten. Wenn Außentemperaturen von etwa 10 °C zu erwarten sind, dann entspricht dies etwa Stufe 1. bei Temperaturen um 0°C ist Stufe 2 zu empfehlen, bei Minusgraden Stufe 3. Gegebenenfalls lohnt ein Blick in die Bedienungsanleitung, denn je nach Hersteller werden hier unterschiedliche Einteilungen vorgenommen.

Wie die Asbestbelastung zu bewerten ist

Bis zum Jahre 1984 erfolgte eine Auslieferung von Nachtspeicheröfen häufig mit asbesthaltigen Materialien, weil hierdurch eine ausgezeichnete Wärmedämmung garantiert werden konnte. Auch wenn Asbest problematisch ist, kommt dies nicht bei der normalen Nutzung, sondern nur bei einer möglichen Entsorgung zum Tragen.

Weil Asbest auch schon bei leichten Beschädigungen oder einer sehr sorgfältigen Reinigung austreten kann, ist es dringend anzuraten, einen solchen Nachtspeicherofen schnellstmöglich auszutauschen. Besitzer solcher Systeme sollten zudem darauf achten, dass die Entsorgung durch einen qualifizierten Fachbetrieb vorgenommen wird.

Wann sich der Wechsel lohnt

Letztlich ist pauschal kaum zu bewerten, wann eine Umrüstung zu einem anderen Heizsystem lohnenswert ist. Natürlich lassen sich die Stromkosten durch eine modernere Heizung deutlich reduzieren. Im Hinterkopf sollten Investoren allerdings auch die hohen Kosten hierfür berücksichtigen. Entscheidend ist also die Häufigkeit der Nutzung der Nachtspeicheröfen sowie die möglicherweise vorhandenen Alternativen.

Ist die Immobilie an das Gasnetz angeschlossen? Ist eine Lagerung von Pellets möglich, sodass ein Holzofen eine Alternative darstellt? Kann eine Tiefenbohrung für eine Wärmepumpe vorgenommen werden?

Außerdem hängt der wirtschaftliche Betrieb der Nachtspeicheröfen auch an dem vorhandenen Stromtarif. Einige Anbieter erlauben nach wie vor die Nutzung von günstigen Nachtstrom.

Fazit: Comeback für den Nachtspeicherofen?

Im Zeitalter der Atomkraft schien Energie unbegrenzt vorhanden zu sein – insbesondere auch nachts. Die Ineffizienz der Nachtspeicheröfen war vor einigen Jahrzehnten genauso unproblematisch wie der Einsatz von Asbest zur Isolierung.

Aus heutiger Sicht sorgen die hohen Stromkosten bei stetig steigenden Strompreisen dafür, dass ein Nachtspeicherofen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann. Nur in seltenen Ausnahmen und bei einer sporadischen Nutzung kann es sinnvoll sein, auf die Investitionen in eine moderne Heizungsanlage zu verzichten.

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Andreas Treufelsberger
Andreas Treufelsberger ist 41 Jahre jung ;-) und überzeugter Handwerker. Vor 17 Jahren hat er seinen Traum erfüllt und einen Meisterbrief zum Heizungsbauer und Energieberater erhalten. Seitdem ist er bemüht sein Wissen im Job als auch im Internet weiterzugeben. Heizsysteme sowie auch moderner Umweltschutz beim Hausbau faszinieren ihn schon immer. In seiner Freizeit befasst er sich mit Sport, gesundem Lebensstil und schreibt Artikel auf Onlineportalen wie heizungshelden.com und der taz.